Blinddarm Aufbau und Funktion

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Der Blinddarm, auch Ceacum genannt, ist der erste Abschnitt des Dickdarms und stellt die Verbindung zum davorliegenden Dünndarm dar. Der Blinddarm besitzt einen wurmförmigen kleinen Abschnitt, der als Wurmfortsatz bekannt ist und eine Rolle in der Abwehr von Fremdkörpern spielt. Eine Entzündung des Wurmfortsatzes wird als Blinddarmentzündung oder Appendizitis bezeichnet, welche sich oftmals durch dumpfe Schmerzen im Unterbauch auszeichnet und mit Begleiterscheinungen wie Übelkeit und Appetitlosigkeit einhergeht. Als Behandlung dieser Erkrankung erfolgt oftmals die operative Entfernung des Wurmfortsatzes sowie eine Therapie mit flüssigkeitsreicher Kost. Da der Wurmfortsatz in seiner Funktion als Darm beim Menschen keine relevante Aufgabe besitzt, ist eine solche Entfernung unbedenklich.
Was ist der Blinddarm?
Der Blinddarm (Caecum) bildet den ersten von drei Bereichen des Dickdarms (Colon). Die Bezeichnung rührt daher, dass dieser Darmabschnitt einen blind endenden Sack bildet. An dem Ende dieses Sackes schließt sich der Wurmfortsatz (Appendix vermiformis) an. Der Blinddarm befindet sich beim Menschen im rechten Unterbauch. Anders als der Dünndarm, der die Nahrung aufspaltet und die Nährstoffe sowie Wasser aufnimmt (resorbiert), besitzt der Blinddarm keinerlei Verdauungsfunktion, sondern ist mit den anderen Abschnitten des Dickdarms für die Eindickung des Speisebreies wichtig. Der gesamte Dickdarm umfasst eine beträchtliche Länge von ca. 1,5 m und untergliedert sich weiter in den Grimmdarm (Kolon) und den Mast- oder Enddarm (Rektum), der dann in den After (Anus) mündet.
Wie ist der Blinddarm aufgebaut?
Der Blinddarm ist ein 5 – 7 cm langer Abschnitt des Dickdarms. Er besteht aus einer dünnen, muskeldurchspannten Wand und liegt auf der rechten Seite des Unterbauches. Der Blinddarm weist ein kleines, wurmförmiges Anhängsel auf, welches Wurmfortsatz genannt wird. Im Normalfall ist der Wurmfortsatz etwa 7 cm lang und 5 mm dick, er kann aber in seltenen Fällen auch eine Länge von bis zu 20 cm erreichen.
Am Übergang vom Dünndarm (Intestinum tenue) in den Blinddarm befindet sich eine Art Klappe. Durch diese tritt der Darminhalt portionsweise aus dem davorliegenden Dünndarm in den Blinddarm über, nicht aber in die umgekehrte Richtung. Dem Blinddarm schließt sich der zweite Abschnitt des Dickdarms, der Grimmdarm, an.
Welche Funktionen hat der Blinddarm?
Gelangt der Darminhalt in den Blinddarm, ist der Verdauungsprozess beendet. Der Blinddarm dient als Reservoir für Bakterien die über Enzyme verfügen, welche der Mensch ansonsten nicht hat. Mit deren Hilfe ist es uns möglich auch die faserigen Bestandteile (zum Beispiel Cellulose) aus pflanzlicher Nahrung zu zersetzen. Diese Bakterien können von hier aus auch den Rest des Dickdarms besiedeln.
Bereits im Blinddarm wird der Speisebrei eingedickt. Dabei werden dem Darminhalt Wasser und Mineralstoffe (Elektrolyte) entzogen. Auch kommt es in diesem Abschnitt des Dickdarms zur Bildung von Schleim, um den Speisebrei für den weiteren Transport gleitfähiger zu machen.
Der bewegungsunfähige Wurmfortsatz am Blinddarm besitzt in seiner Funktion als Darm beim Menschen keine relevante Aufgabe mehr. Allerdings steht er ganz in den Diensten der immunabwehrenden Funktion. Da er mit dem Lymphsystem, einem Netzwerk aus Organen für die Immunabwehr, verbunden ist, zählt er zu den lymphatischen Organen. Dort findet eine Ansammlung von Immunzellen, den Lymphozyten, statt. Bei einer Entzündung des Wurmfortsatzes bildet sich das lymphatische Gewebe stärker aus. Da der Wurmfortsatz unbeweglich ist, kann es dadurch zu einer Blutstauung des schmalen Organs kommen. Diese ist u.a. für die charakteristischen dumpfen Bauchschmerzen bei einer Blinddarmentzündung verantwortlich.
Was ist eine Blinddarmentzündung?
Wenn man von einer Blinddarmentzündung spricht, dann meint man im eigentlichen Sinne nur den Wurmfortsatz, nicht wie oftmals angenommen den kompletten Blinddarm. Daher wird diese Entzündung in der Fachsprache auch Appendizitis genannt. In den westlichen Ländern leidet jeder zehnte Mensch im Laufe seines Lebens einmal an einer Appendizitis, wobei Jungen und Männer doppelt so häufig wie Mädchen und Frauen betroffen sind. Das durchschnittliche Alter für eine Erkrankung liegt zwischen dem 10. und 30. Lebensjahr.
Oftmals beginnt eine Appendizitis mit stechenden oder ziehenden Bauchschmerzen im rechten Unterbauch. Begleitet wird dies von Symptomen wie Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder auch Verstopfung. Auch ein erhöhter Druck um den Bauchnabel ist möglich,. z.T. kann die Entzündung mit Fieber einhergehen. Auch Erschütterungsschmerzen durch schnelles Laufen oder Fahrten im Auto können auftreten.
Verschiedene Ursachen können eine Appendizitis hervorrufen, meist liegt der Entzündung jedoch eine Entleerungsstörung durch verhärteten Stuhl oder eine ungünstige Lage (Abknickung) zugrunde. Außerdem kann eine Vernarbung des Wurmfortsatzes oder eine chronische entzündliche Darmerkrankung zu einer Blinddarmentzündung führen. In seltenen Fällen stellen Fremdkörper und Würmer (Parasiten) die Ursache dar.
Wie erfolgt die Diagnose und Behandlung einer Blinddarmentzündung?
Die Blinddarmentzündung ist der häufigste Grund für akute Schmerzen im Bauchraum ohne bekannte Ursache. Der Arzt erhebt für die Diagnosestellung zunächst die genaue Krankheitsgeschichte und führt verschiedene körperliche Untersuchungen durch. Dabei werden spezielle Druckpunkte auf Schmerzen analysiert. Schmerzhafte Druckpunkte liegen bei einer Blinddarmentzündung zwischen dem rechten Beckenknochen und dem Bauchnabel. Auch das Anheben des rechten Beines verursacht oft Widerstand und einen Schmerz, der nach dem Loslassen geringer wird.
Zusätzlich können weitere Laboruntersuchungen erfolgen und die Diagnose sichern. Durch eine Blutuntersuchung kann die Anzahl der Immunzellen (Leukozyten) sowie weiterer Entzündungswerte nachgewiesen werden. Auch eine Ultraschalluntersuchung ist hilfreich, um eine Appendizitis zu erkennen. Dabei wird überprüft, ob der Durchmesser des Wurmfortsatzes vergrößert ist und ob freie Flüssigkeit auftritt. Diese kann einen Hinweis auf eine akute Entzündung oder einen Durchbruch des Blinddarms sein. Eine Überprüfung des Urinstatus wird durchgeführt, um andere Erkrankungen wie eine Blasenentzündung auszuschließen. Bei Frauen im gebärfähigen Alter ist zum Ausschluss einer Eileiterschwangerschaft eine gynäkologische Untersuchung ratsam. Letzte Gewissheit bei einer unsicheren Diagnose kann eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) geben. Sollte hier eine Entzündung festgestellt werden, kann der Blinddarm gleichzeitig entfernt werden.
Die Behandlung verläuft bei einer frühen Diagnose meist unproblematisch. Bei einem milden Verlauf oder einem unklaren Befund erfolgt die Behandlung der Blinddarmentzündung meist mit einer konservativen Therapie. Eine Ernährung mit flüssiger Kost oder der vollständige Verzicht auf Nahrung (Nahrungskarenz) legen den Grundstein für diese Therapie. Weiterhin können eine stationäre Überwachung und die Flüssigkeitszufuhr mittels einer Infusion notwendig sein. Eine Therapie mit Antibiotika wird erst bei langanhaltenden Beschwerden durchgeführt. Verschlechtert sich der Befund, erfolgt häufig eine operative Entfernung des Wurmfortsatzes. Dieser Eingriff ist wichtig, um einer Bauchfellentzündung vorzubeugen. Da der Wurmfortsatz in seiner Funktion als Darm beim Menschen keine relevante Aufgabe besitzt, ist eine operative Entfernung unbedenklich und dauert in der Regel nur 20 Minuten.
Veröffentlicht am: 26.10.2023
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