Fibromyalgie - Ursachen, Symptome und Behandlung

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Die Fibromyalgie ist eine chronische Schmerzerkrankung, die den ganzen Körper oder auch nur eine Region betreffen kann. Häufig treten neben den Schmerzen auch Depressionen, Schlafstörungen und körperliche Erschöpfung auf, daher können bei der Behandlung verschiedene ärztliche Berufsgruppen eine Rolle spielen. Lesen Sie hier, was Fibromyalgie ist und was Sie aktiv dazu beitragen können, um gut mit ihr zu leben.
Was ist Fibromyalgie?
Fibromyalgie, auch Fibromyalgie-Syndrom (FMS) genannt, heißt wörtlich übersetzt „Faser-Muskel-Schmerz“ und ist eine chronische Schmerzerkrankung, die schubweise auftritt und verschiedene Körperregionen betrifft. Etwa zwei Prozent der Bevölkerung in den Industrienationen, mehrheitlich Frauen zwischen 40 und 60 Jahren, leben mit dieser Erkrankung. Jedoch können auch Menschen jüngeren Alters an FMS erkranken.
FMS ist eine Schmerzerkrankung, die ein Leben lang bestehen bleibt, unabhängig davon, ob sie medikamentös behandelt wird oder nicht. Dennoch hat sie keinen Einfluss auf die Lebenserwartung und führt auch nicht zu einem Leben im Rollstuhl. Die meisten Menschen arrangieren sich mit der FMS und lernen mit der Zeit, besser mit ihr umzugehen.
Die FMS wird in Schweregrade unterteilt. Bei einer leichten Ausprägung haben die betroffenen Menschen neben den chronischen Schmerzen in einer oder mehreren Körperregionen keine, oder nur leichte weitere seelische oder körperliche Probleme, die den Alltag kaum beeinträchtigen. Bei schwereren Formen kommen neben den genannten Schmerzen noch Beschwerden wie Reizdarm oder depressive Störungen vor.
Noch ist unbekannt, welche Ursache die FMS hat, allerdings ist heute bekannt, dass die Schmerzverarbeitung im Gehirn bei Fibromyalgie gestört ist. Zudem geht man von einer Kombination verschiedener Faktoren biologischer, psychischer und sozialer Natur aus.
Dazu zählen
- entzündliche rheumatische Erkrankungen,
- negative Verhaltensweisen wie Übergewicht, Rauchen, Bewegungsmangel,
- stressiger Arbeitsplatz,
- körperliche Misshandlung und sexueller Missbrauch in Kindheit und Erwachsenenalter.
Im Vergleich zu gesunden Menschen weisen die von FMS Betroffenen Unterschiede in der Reizverarbeitung im Gehirn auf. Aber auch die kleinen Nervenfasern in der Haut, die für die Schmerz- und Temperaturempfindung verantwortlich sind, sind im Vergleich verändert.
Häufig treten negative Gedanken und Gefühle oder depressive Störungen in Zusammenhang mit FMS auf, welche den Verlauf negativ beeinflussen. Auch stoßen die Betroffenen in ihrem sozialen Umfeld oder in der ärztlichen Praxis selten auf Verständnis für ihre Beschwerden. Letzteres spiegelt sich auch in falschen Äußerungen wider, die in der Vergangenheit von ärztlicher und psychotherapeutischer Seite getätigt wurden. So hielt sich lange die Behauptung, dass es FMS entweder nicht gibt, oder es nur eine psychiatrische bzw. psychosomatische Krankheit ist. Dies ist oft der Grund, weshalb es länger dauert eine Diagnose zu erhalten.
Was sind die typischen Symptome der Fibromyalgie?
Die Kernsymptome der FMS sind chronische, das heißt mindestens drei Monate andauernde, Schmerzen in verschiedenen Körperregionen, oft begleitet von Schlafstörungen sowie körperlicher und geistiger Erschöpfung (Fatigue).
Der Schmerz, der bei FMS die Muskeln, Gelenke oder Sehnen betrifft, wird unterschiedlich empfunden und ebenso beschrieben: als tiefsitzend, brennend, stechend, wandernd oder ähnlich wie Muskelkater.
Er tritt auf
- an Armen und Beinen
- am Brustkorb
- im Bauch
- am unteren und oberen Rücken sowie der Wirbelsäule
Wie stellt der Arzt die Fibromyalgie fest?
Wenn Sie länger als drei Monate unter chronischen Schmerzen in zum Beispiel den Armen oder den Beinen leiden, dann ist Ihr erster Ansprechpartner die hausärztliche Praxis. Dort werden Sie eingehend über Ihre Beschwerden und vorangegangene Erkrankungen befragt (Anamnese). Indem Sie Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin aufzählen, in welchen Alltagsfunktionen in Beruf, Sexualität, Familie und Freizeit Sie sich eingeschränkt fühlen, bieten Sie ihm oder ihr bereits gute Ansatzpunkte für eine Diagnose. Sinnvoll ist es auch, im Vorfeld eine Schmerzskizze zu entwerfen, auf der Sie die schmerzenden Körperstellen markieren oder einen Fibromyalgie-Symptom-Fragebogen auszufüllen. Geben Sie auch an, ob Sie zurzeit Medikamente einnehmen und wenn ja, welche. Denn auch diese können als Nebenwirkung eine Fibromyalgie verursachen.
Der Anamnese folgt die körperliche Untersuchung, in der der Arzt oder die Ärztin alle inneren Organe abtastet, Reflexe testet, aber auch nach Ihrem seelischen Befinden fragt. Bei der Untersuchung des Bewegungsapparates prüft der Arzt oder die Ärztin, ob die Muskulatur oder die Muskelsehnenansatzpunkte auf Daumendruck mit Schmerzen reagieren. Zusätzlich kann der Arzt oder die Ärztin weitere Labor- oder Röntgenuntersuchungen veranlassen, um andere Erkrankungen, die ähnliche Symptome wie die FMS verursachen, auszuschließen. Denn die FMS an sich kann nicht durch Laboruntersuchungen oder Röntgenbilder gespiegelt werden. Es kann auch sein, dass die Röntgenuntersuchung entfällt, wenn die vorangegangenen Untersuchungen keinen Hinweis für eine andere Erkrankung geben und die typischen FMS-Symptome vorliegen. Bei der Fibromyalgie handelt es sich jedoch um eine Erkrankung, die oftmals mehrere Jahre benötigt, bis man eine Diagnose erhält.
Wie behandelt der Arzt die Fibromyalgie?
Da die FMS nicht heilbar ist, lauten die Behandlungsziele:
- Schmerzlinderung
- Erhalt- oder Verbesserung der Funktionsfähigkeit im Alltag
- Verbesserung der Lebensqualität
In der Regel erfolgt die Behandlung der FSM durch die ärztliche Hausarztpraxis, je nach Schweregrad und weiteren Beschwerden, können noch andere Berufsgruppen wie Psychotherapeuten hinzugezogen werden. Auch physiotherapeutische Behandlungen spielen eine wichtige Rolle und tragen neben Aktivitäten zur Selbstbehandlung (Selbstmanagement), wie regelmäßigen Entspannungsübungen oder einem Funktionstraining, zu einem verbesserten Lebensgefühl bei.
Daneben sind im Rahmen der Selbstbehandlung auch folgende Sportarten empfehlenswert:
- Yoga
- Qi-Gong
- Tai-Chi
- Wasser- oder Trockengymnastik
- leichtes Krafttraining in Kombination mit Dehnübungen
- leichtes Ausdauertraining zwei bis dreimal die Woche für 30 bis 40 Minuten. Hierfür eignen sich insbesondere Schwimmen, Walken, Fahrradfahren oder Aquajogging.
Sind die körperlichen und psychischen Symptome sehr stark ausgeprägt und schlagen die vorgeschlagenen Maßnahmen nicht an, besteht die Möglichkeit, sich stationär oder tagesklinisch und multidisziplinär in einer Schmerzklinik behandeln zu lassen. Hier kommt, neben den körperbezogenen und psychotherapeutischen Behandlungen auch die medikamentöse Therapie psychischer Begleiterkrankungen in Betracht.
Was können Sie selbst bei Fibromyalgie tun?
Da es sich um eine Erkrankung handelt, die Sie ein Leben lang begleiten wird, ist es sinnvoll, sich frühzeitig und langfristig mit ihr zu beschäftigen und zum Beispiel sportlich zu betätigen. Sorgen Sie auch für Ihre geistige Gesundheit, lassen Sie sich psychotherapeutisch betreuen und suchen Sie das Gespräch mit anderen Menschen, die Ihre Erfahrung teilen können: Auf der Homepage der Deutschen Fibromyalgie Vereinigung (DFV) e. V. finden Sie zum Beispiel Kontaktadressen von Selbsthilfegruppen.
Veröffentlicht am: 05.07.2021
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