Gicht - Ursachen und Behandlung

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Gicht kann erblich bedingt oder durch eine Vorerkrankung ausgelöst werden, die mit erhöhten Harnsäurekonzentration einhergeht. Diese Stoffwechselerkrankung ist in den Industrieländern sehr häufig und tritt meist gemeinsam mit anderen Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes mellitus auf. Charakteristisch sind Ablagerungen von Harnsäurekristallen in den Gelenken, die in Schüben rheumatische Beschwerden auslösen. Zur Behandlung verschreibt der Arzt schmerz- und entzündungshemmende Medikamente sowie Präparate, die die Harnsäure im Blut senken. Unterstützend dazu sind eine ausgewogene Ernährung mit wenig tierischen Proteinen, zucker- und alkoholhaltigen Getränke und eine Gewichtsreduktion sinnvoll.
Was ist Gicht?
Bei der Gicht handelt es sich um eine Stoffwechselerkrankung, die in erster Linie Männer ab einem Alter von 40-60 Jahren betrifft. Bei Frauen tritt Gicht in der Regel erst nach den Wechseljahren auf. Ursächlich für diese Erkrankung ist ein hoher Harnsäurespiegel im Blut. Diese Hyperurikämie verursacht keine Beschwerden und bleibt daher lange unentdeckt. Es besteht aber das Risiko, dass sich nach Jahren mit erhöhter Harnsäurekonzentration im Blut Harnsäurekristalle ausbilden. Diese können sich in verschiedenen Stellen im Körper ablagern, darunter die Gelenke. Erst dann ist die Rede von einer Gichterkrankung.
Besonders häufig ist das Grundgelenk der großen Zehe betroffen. Aber auch andere Gelenke wie Mittelfuß- und Sprunggelenke, Knie, Ellenbogen, Hand- und Fingergelenke können betroffen sein. In den Gelenken rufen die Ablagerungen rheumatische Beschwerden hervor, die sich in Entzündungen, Schwellungen und starken Schmerzen äußern. Eine Gicht tritt mit schubartigen Beschwerden auf, erfolgt keine Behandlung, treten die Gichtanfälle in kürzeren Abständen auf und schädigen so die Gelenke und die anderen betroffenen Organe.
Unter dem Begriff „Gicht“ lassen sich verschiedene Stoffwechselerkrankungen zusammenfassen, deren Ursache ein erhöhter Harnsäurespiegel ist:
- die erbliche Form (primäre Hyperurikämie)
- durch Medikamente oder Erkrankungen ausgelöste sekundäre Hyperurikämie
- akute Gicht
- chronische Gicht
Gicht zählt in den Industrieländern zu den häufigsten Stoffwechselerkrankungen. Hier sind etwa 30 Prozent der Männer und drei Prozent der Frauen von einem erhöhten Harnsäurespiegel betroffen und etwa jeder zehnte Mensch mit einer Hyperurikämie erkrankt an Gicht.
Was sind Symptome eines Gichtanfalls?
Bis sich aus einer Hyperurikämie eine Gicht entwickelt, vergehen in der Regel einige Jahre. Der erste Gichtanfall lässt bereits auf eine Erkrankung schließen. Der Verlauf lässt sich anhand der Symptome in vier Stadien unterteilen.
Im ersten Stadium liegt eine Hyperurikämie vor. Der normale Wert für Harnsäure entspricht für Männer unter 7 mg/dl Blut und für Frauen unter 6 mg/dl Blut. Im ersten Stadium ist er nur leicht erhöht und verursacht keine Beschwerden
Im Verlauf der Jahre jedoch stellen sich im zweiten Stadium erste Anzeichen der Gicht ein. Diese äußern sich dann in der Ablagerung kleiner Harnsäurekristalle in den Gelenken, der Bildung von Nierengrieß oder Nierensteinen. Diese lassen sich in bildgebenden Verfahren nachweisen.
Der erste akute Gichtanfall tritt im dritten Stadium auf. Meistens sind die Betroffenen dann in einem Alter zwischen 20 und 40 Jahren. Dabei liegt der Harnsäure-Wert über 7 mg/dl Blut. Oft treten die Beschwerden nachts auf, nach einer reichhaltigen Mahlzeit oder nach viel Alkohol. Aber auch eine ungewohnte Anstrengung oder eine Infektionskrankheit können einen Gichtanfall auslösen.
Die Symptome eines Gichtanfalls in einem Gelenk sind:
- Schwellung, Rötung und Überwärmung
- sehr starke Schmerzen gepaart mit einer extremen Überempfindlichkeit bei Berührung
- juckende und schälende Haut über dem Gelenk
Zusätzlich kann die betroffene Person an Kopfschmerzen, Herzrasen, Übelkeit und Fieber leiden. Typisch für einen Gichtanfall ist, dass sich die Symptome innerhalb weniger Stunden entwickeln. Die Beschwerden klingen nach ungefähr 14 Tagen von selbst ab.
Schreitet die Erkrankung voran, lagern sich die Harnsäurekristalle im chronischen vierten Stadium an weiteren Stellen im Körper an.
Bei der Gelenk-Gicht sind mehrere Gelenke betroffen. Treten die Anfälle gehäuft auf, verformen die eingelagerten Harnsäurekristalle die Gelenke, wodurch auch der angrenzende Knochen geschädigt wird. Dies führt dazu, dass die Bewegung schmerzhaft und eingeschränkt und dadurch die Lebensqualität stark reduziert ist.
Die Nieren-Gicht kann auch unabhängig von der Gelenk-Gicht auftreten. Sie entsteht, wenn sich Harnsäurekristalle in den Nieren als Nierensteine oder –grieß ablagern. Oft kann ein Arzt Nierensteine diagnostizieren, bevor der erste Gichtanfall auftritt. Neben der Niere können sich die Harnsäurekristalle auch in anderen Organen ablagern, wie zum Beispiel im Herz oder im Darm. Doch diese Formen von Gicht kommen sehr selten vor.
Bei der Weichteil-Gicht lagern sich die Harnsäurekristalle unter der Haut ab, dabei entstehen sogenannte Tophi. Diese Hautknötchen finden sich beispielsweise über Schleimbeuteln und Sehnenscheiden, über den betroffenen Gelenken an Händen und Füßen oder Ellbogen sowie an den Ohrmuscheln. Im Laufe der Zeit wachsen die Tophi zu größeren Beulen heran.
Wie entsteht die Gicht?
Bei der primären Hyperurikämie handelt es sich um eine genetische Stoffwechselstörung. Nahezu alle betroffenen Menschen können die gebildete Harnsäure nur eingeschränkt über die Nieren ausscheiden, nur wenige Personen haben einen Gendefekt, der zu einer Überproduktion von Harnsäure aufgrund eines Enzymdefekts führt. Dieser bewirkt, dass Purin – ein wichtiger körpereigener Baustein für Nukleinsäuren – im Körper enzymatisch entweder nicht auf- oder abgebaut werden kann. Mangelt es der betroffenen Person beispielsweise an dem Enzym Hypoxanthin-Guanin-Phosphoribosyltransferase, werden freie Purine nicht verwertet. Dadurch häufen sie sich an und werden verstärkt zu Harnsäure abgebaut.
Die primäre Hyperurikämie allein ist noch keine Ursache für die Entstehung einer Gicht. Gicht gilt als eine Wohlstandserkrankung, daher lassen sich die Folgen der primären Hyperurikämie – die primäre Gicht - durch den Lebensstil und die Ernährung beeinflussen. Folgende Risikofaktoren spielen dabei eine Rolle:
- Metabolisches Syndrom (Kombination aus verschiedenen Krankheiten und Symptomen: Bluthochdruck (Hypertonie), Fettleibigkeit (Adipositas), gestörter Cholesterin- und Kohlenhydratstoffwechsel)
- Konsum von Fleisch-, Fisch, und Meeresfrüchten
- Alkoholmissbrauch
- Übergewicht
- Zuckerhaltige Getränke
Die sekundäre Hyperurikämie und Gicht haben keinen genetischen Ursprung und können folgende Ursachen haben:
- Verminderte Harnsäureausscheidung, z.B. aufgrund von Nierenerkrankungen, Medikamenten (beispielsweise Acetylsalicylsäure (ASS), Diuretika (harntreibende Medikamente), Alkohol und anderen Giftstoffen
- Vermehrte Harnsäurefreisetzung (durch vermehrtes Absterben von Zellen), z.B. wenn Erkrankungen wie Leukämie oder hämolytische Anämie vorliegen oder nach chirurgischen Eingriffen
Selbst Menschen mit einem über Jahre stark erhöhten Harnsäurespiegel müssen nicht unbedingt an Gicht erkranken – dennoch kann das Risiko erhöht sein. Äußere Einflüsse können in der Lage sein eine akute Gicht auszulösen. Hierzu gehören:
- starke körperliche Anstrengung
- Nulldiäten
- Fasten
- Fehlernährung mit einem Zuviel an Fleisch, Fisch oder Innereien, sowie Alkohol und zuckerhaltige Getränke
- starker Gewichtsverlust
- Übergewicht
- starker Alkoholkonsum
Wie erkennt der Arzt einen Gichtanfall?
Der erste Verdacht auf einen Gichtanfall regt sich beim Arzt oft bereits bei Blickdiagnose, wenn ihm das erkrankte Gelenk präsentiert wird. Diese erhärtet sich für ihn, wenn sich im Patientengespräch (Anamnese) ergibt, dass sich die Symptome innerhalb weniger Stunden entwickelt haben, nur das Grundgelenk der großen Zehe betroffen war und die Beschwerden ohne Behandlung innerhalb von zwei Wochen abgeklungen sind. Um diese Diagnose zu erhärten, entnimmt der Arzt Blut und lässt diese im Labor auf den Harnsäurewert untersuchen. Zusätzlich können noch die Gelenkflüssigkeit oder eventuell ausgebildete Gichttophi auf Harnsäurekristalle untersucht werden. Eine niedrige Harnsäuremenge im Urin und hohe Entzündungswerte im Blut sind weitere Hinweise für eine Gichterkrankung.
Da Gicht in der Regel in Kombination mit einem Diabetes mellitus, Bluthochdruck, erhöhten Blutwerten oder Übergewicht vorkommt, prüft der Arzt auch die entsprechenden Blutwerte und misst den Blutdruck. Um herauszufinden, wie weit die Erkrankung bereits vorangeschritten ist, prüft der Arzt zudem die Nierenfunktion und ob bereits Langzeitschäden vorliegen, wie eine Verkleinerung des Gelenkspalts, Knochenveränderungen, Osteoporose oder Gewebewucherungen. Diese Veränderungen werden entweder mittels Ultraschall oder über eine Röntgenuntersuchung sichtbar.
Wie behandelt der Arzt die Gicht?
Das oberste Ziel ist die schnellstmögliche Behandlung des akuten Gichtanfalls um die Schmerzen zu lindern und die Entzündungsreaktion einzudämmen. Dafür kommen nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Diclofenac oder Ibuprofen infrage die schnellstmöglich eingenommen werden. Tritt die gewünschte Wirkung nicht ein oder sprechen Unverträglichkeiten oder andere vorliegende Erkrankungen gegen die Einnahme von NSAR, stellt Kortison eine Alternative dar. Es ist wichtig, die Medikamente über das Abklingen der Symptome hinaus einzunehmen.
Um ein Wiederauftreten von Gichtanfällen zu vermeiden und zu verhindern, dass der Körper im Verlauf der Erkrankung weiter Schaden nimmt, kann der Arzt harnsäuresenkende Medikamente verschreiben. Am bekanntesten ist der Wirkstoff Allopurinol. Ohne diese Behandlung erleiden über die Hälfte der Betroffenen im ersten Jahr einen weiteren Anfall.
Was können Sie selbst bei einem Gichtanfall tun?
Wenn Ihnen bereits bekannt ist, dass Sie an einer primären Hyperurikämie leiden, ist es sinnvoll auf eine für Sie gesunde Ernährung zu achten. Übergewicht kann Gicht begünstigen. Achten Sie daher auf Ihr Gewicht oder treiben Sie Sport um abzunehmen und verzichten Sie dafür auf den übermäßigen Konsum von Fruktose-haltigen und alkoholischen Getränken. Fleisch und Fleischprodukte sowie Fisch und Meeresfrüchte sollten eher selten auf dem Speiseplan stehen. Um weitere Gichtanfälle und damit eine weitere Schädigung von Gelenken und Organen zu vermeiden, ist es wichtig den Harnsäurespiegel im Normalbereich zu halten und, falls Medikamente verschrieben wurden, diese konsequent nach der Empfehlung des Arztes einzunehmen.
Veröffentlicht am: 26.06.2024
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