Histaminintoleranz - Ursachen, Symptome und Behandlung

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Bei der Histaminintoleranz handelt es sich weder um eine Lebensmittelallergie noch um eine Lebensmittelunverträglichkeit. Experten sprechen vielmehr von einer Pseudoallergie. Die Symptome sind nach Art und Intensität sehr vielfältig und können mehrere Organsysteme betreffen. So kann es unter anderem zu Hautrötungen, Juckreiz, Bauchschmerzen, Durchfall, Kreislauf- und Atembeschwerden kommen. Mangels wissenschaftlich fundierter Tests ist die Histaminintoleranz schwierig zu diagnostizieren. Die Behandlung besteht im Wesentlichen aus einer konsequenten Umstellung der Ernährung auf histaminarme Lebensmittel und auf solche, die nicht zu einer übermäßigen Ausschüttung von Histamin im Körper führen.
Was ist eine Histaminintoleranz?
Bei der Histaminintoleranz reagiert der Körper auf Histamin in der Nahrung. Die genauen Ursachen sind bis heute ungeklärt. Fachleute vermuten, dass in den meisten Fällen ein gestörter Histaminabbau das Phänomen verursacht, sodass histaminhaltige oder histaminfreisetzende Lebensmittel nicht beschwerdefrei verträglich sind. Da es sich weder um eine Lebensmittelallergie noch um eine Lebensmittelunverträglichkeit handelt, sprechen Ärzte von einer Pseudoallergie. Die Beschwerden verschlimmern sich häufig durch Stress, psychische Belastungen sowie bei Frauen durch das prämenstruelle Syndrom.
Die Histaminintoleranz ist nach der Laktoseintoleranz und der Fruktose-Malabsorption die dritthäufigste Nahrungsmittelunverträglichkeit. Etwa zwei Millionen Deutsche leiden darunter. Die Erkrankung entwickelt sich schleichend im Laufe des Lebens und trifft überwiegend Frauen mittleren Alters. Das Beschwerdebild kann auch als Folge anderer Unverträglichkeitsreaktionen oder Allergien auftreten oder diese begleiten.
Was sind die Symptome der Histaminintoleranz?

Die Symptome einer Histaminintoleranz können sehr unterschiedlich sein und unterschiedliche Körperbereiche betreffen
- Kopfschmerzen, Migräne
- Frauen können Menstruationsbeschwerden, laufende Nase und chronischen Schnupfen zeigen
- Plötzliche Hautrötungen
- Juckreiz, Nesselausschlag
- Asthma, Husten, Schnupfen
- verstopfte oder laufende Nase
- Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen
- Schwellungen (z. B. Augen und Finger)
- Kreislaufbeschwerden (Schwindel), Herzrasen, niedriger Blutdruck
Die Symptome treten in der Regel zwei Stunden nach dem Essen auf und dauern ca. einen halben Tag an.
Was ist Histamin?
Chemisch gesehen gehört Histamin zu den biogenen Aminen, die beim Abbau und Umbau von Eiweiß entstehen. Es wird vom Körper selbst hergestellt und wird auch über die Mahlzeiten aufgenommen. Beim Menschen wirkt Histamin als Gewebshormon und reguliert als Nervenbotenstoff (Neurotransmitter) unter anderem den Schlaf-Wach-Rhythmus. Zudem spielt es eine zentrale Rolle im Immunsystem und ist an allergischen Reaktionen und Entzündungsprozessen beteiligt. Während Atemwege, Darmtrakt und Gebärmutter sich unter dem Einfluss von Histamin zusammenziehen, wirkt es entspannend auf die Blutgefäße, wodurch der Blutdruck sinken kann.
Welche Lebensmittel enthalten Histamin?
Histamin kommt in zahlreichen unverarbeiteten und verarbeiteten Lebensmitteln vor. Der jeweilige Histamingehalt kann stark variieren. So kommt es zum Beispiel durch den Reifungsprozess von Käse ebenso zu einem Anstieg des Histamingehalts wie durch die Herstellung von Wurst, Sauerkraut und anderem essigsaurem Gemüse. In all diesen Fällen wandeln Mikroorganismen die Aminosäure Histidin in das biogene Amin Histamin um. Unsachgemäß gelagerte, aufgewärmte oder verdorbene Nahrungsmittel können den Histamingehalt ebenfalls messbar ansteigen lassen.
Kritisch sind auch Lebensmittel, die im Körper die Aktivität des Enzyms Diaminoxidase hemmen, das Histamin abbaut. Dies betrifft unter anderem Alkohol, Schokolade oder Tee. Überdies gibt es Nahrungsmittel, die die Freisetzung von Histamin im Körper zusätzlich fördern wie beispielsweise Erdbeeren, Kiwi oder Zitrusfrüchte
Wie entsteht die Histaminintoleranz?
Ursache der Histaminintoleranz scheint ein Ungleichgewicht zwischen Bildung, Zufuhr und Abbau des Histamins. Normalerweise toleriert der Organismus auch größere Mengen Histamin. In bestimmten Fällen können aber bereits kleinere Mengen Symptome hervorrufen – etwa im Falle einer Histamin-Unverträglichkeit oder wenn Betroffene Triggerfaktoren wie Alkohol oder Käse zu sich nehmen. Prinzipiell wird Histamin vor allem im Dünndarm mithilfe des Enzyms Diaminoxidase (DAO) abgebaut.
Wie stellt der Arzt eine Histaminintoleranz fest?
Die Symptome einer Histaminunverträglichkeit sind äußerst vielfältig. Noch existieren keine aussagekräftigen Laborverfahren, was eine zweifelsfreie Diagnosestellung erschwert. Zwar gibt es mittlerweile verschiedene Ansätze, die Histaminunverträglichkeit nachzuweisen, allerdings stellen Experten diese in Frage.
Zu diesen Diagnoseverfahren zählen
- Messung der Aktivität des DAO-Enzyms im Blut oder Urin
- Histamin-50-Pricktest
- die Messung der Aktivität der Enzyme DAO und HNMT im Darm
- Bestimmung der Histaminkonzentration im Stuhl und im Plasma.
Hinzu kommt, dass der Histamingehalt in Nahrungsmitteln stark schwankt. Dies ist abhängig von Reifegrad, Lagerdauer und Verarbeitung der Produkte. Trotz gleicher Sortenwahl können die enthaltenen Histaminmengen daher sehr unterschiedlich ausfallen. Menschen kann es daher schwer fallen die Nahrungsmittel zu bestimmen, die bei ihnen Beschwerden hervorrufen.
Treten Beschwerden auf ist der Hausarzt in der Regel der erste Ansprechpartner. Dieser erfragt zunächst die Krankengeschichte (Anamnese), dabei möchte er wissen, welche Symptome aktuell vorliegen oder ob eventuell Vorerkrankungen bestehen. Da die Symptome einer Histaminintoleranz häufig denen einer Nahrungsmittelunverträglichkeit oder -allergie ähneln, ist es hier wichtig, diese oder andere Ursachen auszuschließen (Differentialdiagnose). Um eine Histaminintoleranz zu bestätigen und zu behandeln, empfiehlt sich eine Ernährungsumstellung.
Wie wird die Histaminintoleranz behandelt?
Bei Verdacht auf eine Histaminintoleranz erfolgt die Ernährungsumstellung in drei Stufen:
Stufe 1: Karenz (Vermeidungsdiät)
Stufe 2: Testphase (Provokationstest)
Stufe 3: Dauerernährung
Bei der ersten Phase der Ernährungsumstellung handelt es sich um einen Vermeidungstest (Karenz). In dieser Zeit streichen die Betroffenen zehn bis 14 Tage lang konsequent alle Lebensmittel vom Speiseplan, die histaminreich sind oder Histamin freisetzen. Das gilt auch für Alkohol und Medikamente, die das am Histaminabbau beteiligte Enzym Diaminoxidase hemmen. Auch Antihistaminika, also Medikamente, die gegen allergische Reaktionen eingesetzt werden, sind in dieser Zeit tabu. Ziel ist es, die Beschwerden weitgehend zu reduzieren. Lassen die Beschwerden in dieser Zeit nach, ist eine Histaminintoleranz wahrscheinlich.
Im Anschluss an die Karenzphase erfolgt ein Provokationstest. Hierbei werden „verdächtige“ Nahrungsmittel gezielt wiedereingeführt, um die individuelle Histaminverträglichkeit zu ermitteln und eine individuell maßgeschneiderte, den Nährstoffbedarf deckende Ernährungsform zu finden. Diese zweite Phase nimmt etwa sechs Wochen in Anspruch.
Ist die geeignete Ernährungsform gefunden ist die dritte und letzte Phase erreicht. Menschen mit Histaminintoleranz wissen in dieser Phase im Idealfall, welche Lebensmittel nicht oder in welchen Mengen dauerhaft auf dem Speiseplan stehen dürfen.
Was können Sie selbst bei einer Histaminintoleranz tun?
Leiden Sie unter einer Histaminintoleranz, ist es wichtig verstärkt darauf achten, was auf Ihren Teller kommt. Doch welche Lebensmittel eignen sich bei Histaminintoleranz und welche nicht? Empfehlenswert ist es auf qualitativ hochwertige Nahrungsmittel zu achten; diese sollten am besten frisch und unverarbeitet sein. Der Grund: Der Histamingehalt steigt, je länger ein Lebensmittel reift oder gelagert wird. Bei Lebensmitteln, die die Ausschüttung von Histamin im Körper begünstigen oder das histaminabbauende Enzym DAO hemmen ist zudem Vorsicht geboten. Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über geeignete und ungeeignete Lebensmittel:
Gut verträglich (histaminarm) | Ungeeignet (histaminreich) | |
---|---|---|
Fleisch/ Geflügel/ Fisch und Fleischwaren | Bei Fleisch sollte darauf geachtet werden, dass grundsätzlich nur frisches und tiefgefrorenes Fleisch und Geflügel sowie Fischsorten verzehrt werden wie Koch- und Brühwürste, kalt aufgeschnittener Braten, ungeräucherter Kochschinken, Kabeljau, Dorsch, Seelachs, Scholle etc. | Ungeeignet ist Fleisch und Geflügel, das geräuchert, gepökelt, getrocknet, mariniert schlecht gelagert oder auch verdorben ist, sowie Fleischextrakte und Leber. Rohwürste (Salami, Cervelatwurst, Mettwurst) roher Schinken. Fisch, hier vor allem mit dunklem Fleisch, aber auch Konserven: Fischkonserven, Makrele, Thunfisch, Hering, Sardellen. Zudem Muscheln und Schalentiere. |
Milch, Milchprodukte, Käse, Eier | Milchprodukte und Milcherzeugnisse wie Quark, Butter, Sahne, Frischkäse, Kefir, Buttermilch, frische Milch, Joghurt, Sauerrahm, Eier. Zudem auch kurz gereifte Käsesorten wie junger Gouda, Joghurt- und Buttermilchdressing, Hüttenkäse, Butterkäse | Ungeeignet ist lang gereifter Käse wie Parmesan, Emmentaler Camembert, Brie, Edamer, Tilsiter, Chester, Cheddar, Schmelzkäse, Schimmelkäse, Harzer, Rohmilchkäse, |
Getreide und Getreideprodukte | Brot (ohne Zusatzstoffe), Getreide und Getreideprodukte (die ohne Hefe hergestellt wurden), Reis, Nudeln, Kartoffeln Dinkel, Gerste, Weizen, Hirse, | Brot mit Zusatzstoffen (u./o. Hefe), Weizenkeime, Fertigbackmischungen |
Obst | Birnen, Melone, Heidelbeeren, Preiselbeeren, Aprikosen, Litschi, Mango, Äpfel, Rhabarber, Pfirsiche, Kirschen, Johannisbeeren, Nektarinen | Überreifes Obst, Zitrusfrüchte (v.a. Orangen, Grapefruit), Erdbeeren, Ananas, Kiwi, Bananen, Himbeeren, Papaya, Obstkonserven, Nüsse |
Gemüse | Kartoffeln, Knoblauch, Grüner Salat, Kohl, frische Kräuter, Rote Bete, Paprika, Kürbis, Lauch, Zwiebeln, Brokkoli, Radieschen, Rettich, Karotten, Gurke, Zucchini, Mais, Spargel | Tomaten, Ketchup, Tomatenmark, Auberginen, Avocado, Spinat, Sauerkraut, Gemüsekonserven, eingelegtes Gemüse (Rote Bete, Zwiebeln, Gurken,), Soja, Keime, Sprossen |
Süßwaren | Fruchtgummi, Fruchtbonbons, Popcorn, Konfitüre, Honig, Kaugummi | Schokolade, Erdnusscreme, Nougat, Marmelade, Marzipan |
Getränke | Wasser, Tee, Kaffee, Obstsäfte (ohne Zitrusfrüchte) | Schwarzer Tee, Grüner Tee, Brennesseltee, Tomatensaft, Obstsäfte aus Zitrusfrüchten |
Alkohol | helles Bier (Pils, Kölsch), Weißwein, klare Schnäpse | Weißbier, Sekt, Champagner, Rotwein, Liköre |
Sonstiges | Gewürze, Margarine, Öle, Essigessenz, Apfelessig | Hefe, Hefeextrakte, Glutamat, Rotweinessig, Algenerzeugnisse, Sojaprodukte wie Tofu, Sojasoße, Nüsse (v.a. Walnüsse und Marzipan) |
Veröffentlicht am: 16.05.2024
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