Kopfschmerzen: Was hilft und woher kommen sie?

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Hämmern, Pochen, Stechen, Ziehen – Kopfschmerzen verfügen über eine erstaunliche Bandbreite an Schmerzäußerungen. Belastend sind alle, Hilfe soll schnell und wirksam sein.
Leider verschwindet nicht jeder Kopfschmerz so schnell, wie er gekommen ist. Lässt sich beim Kater noch der Alkohol als Ursache ausmachen, so ist das bei einer Migräne oder einem Clusterkopfschmerz schon weitaus schwieriger. Weil die Ursachenforschung bei Kopfschmerzen so herausfordernd ist, betrachten Experten von der International Headache Society (IHS) das Phänomen „Kopfschmerz“ auch nicht mehr ursachenspezifisch, sondern symptomspezifisch. Je nach Kopfschmerztyp kommen verschiedene Hausmittel oder Medikamente zum Einsatz, damit die Beschwerden gelindert werden können.
Was sind Kopfschmerzen und welche Arten gibt es?
Als Kopfschmerz bezeichnet man ein neurologisches Schmerzphänomen im Bereich des Kopfes. Es wird aber auch häufig im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen als Symptom verwendet. Kopfschmerzen lassen sich dabei in drei Arten einteilen:
- Primäre Kopfschmerzerkrankungen: Kopfschmerz als Hauptsymptom, ohne weitere Erkrankungen
- Sekundäre Kopfschmerzerkrankungen: Verursacht durch andere Erkrankungen
- Kraniale Kopfschmerzerkrankungen: Gehen mit Gesichtsschmerzen und anderen Kopfschmerzen einher. Grund sind Neuralgien im Gesicht-Hals-Bereich.
Nachfolgend werden einige Beispiele für die oben genannten Kopfschmerzarten aufgeführt:
- Primäre Kopfschmerzen: Migräne, Spannungskopfschmerz, Clusterkopfschmerz
- Sekundäre Kopfschmerzen: Kopfschmerz nach einem Schädel-Hirn-Trauma oder einem Schleudertrauma, durch Infektionen oder nach der Einnahme von Alkohol oder Drogen bzw. bei Entzug
- Kraniale Neuralgien: Kopfschmerzen deren Ursache eine Trigeminusneuralie oder eine Trigminusneuropathie ist.
Bei der Diagnose werden Kopfschmerzen in verschiedenen ICD-10 Codes klassifiziert:
- R51.- Kopfschmerz inkl. Gesichtsschmerz ohne nähere Angabe (o.n.a)
- G43.- Migräne
- G44.- Sonstige Kopfschmerzsyndrome
- G50.0 Trigeminusneuralgie
- G50.1 Atypischer Gesichtsschmerz
Woher kommen Kopfschmerzen?
Beim häufigsten Kopfschmerz, dem Spannungskopfschmerz, ist die Ursache unklar. Vermutet wird ein ganzes Bündel an Ursachen, z.B. zu viel Stress, zu wenig Schlaf, Nikotin oder auch Störungen in der Kieferregion (z.B. durch nächtliches Zähneknirschen).
Bei der Migräne liegen die Ursachen meist an äußeren Faktoren, auch Triggern genannt. Wenn eine Migräne bereits in der Familie vorliegt, kann dies die Entstehung bei weiteren Familienmitgliedern begünstigen.
Folgende „Trigger“ können Migräne auslösen:
- Ein wechselnder Schlaf-Wach-Rhythmus (durch Schichtarbeit oder zu wenig bzw. zu viel Schlaf)
- Unterzuckerung (wenn eine Mahlzeit weggelassen wird)
- Hormonelle Veränderungen (z.B. während des Eisprungs, während der Menstruation oder während der Einnahme von oralen Kontrazeptiva [Anti-Baby-Pille] können die Entstehung einer Migräne begünstigen)
- Psychischer oder physischer Stress
- Lärm
- Medikamente wie Nitrate, Amlodipin, Ramipril, Protonenpumpenhemmer oder Potenzmittel
Kopfschmerzen durch einen übermäßigen Gebrauch von Medikamenten
Medikamenteninduzierter Kopfschmerz (MIKS) oder eng. MOH (Medication Overuse Headache) lässt sich auf einen, wie der Name vermuten lässt, übermäßigen Gebrauch von Medikamenten zurückführen. Wer ständig Tabletten gegen Kopfschmerzen nimmt (mindestens 10 bis 15 Tabletten monatlich, länger als drei Monate), kann genau dadurch Dauerkopfschmerzen auslösen. Mediziner empfehlen, nicht mehr als höchstens zehn Tage im Monat Kopfschmerztabletten zu nehmen. Eine dauerhafte Einnahme kann die körpereigene Schmerzregulation so beeinflussen, dass die Schmerzempfindlichkeit zunimmt. Einzige Lösung: Die Tabletten vollständig absetzen. Nach rund zwei Wochen sollte sich die körpereigene Schmerzregulation wieder erholt haben.
Folgende Arzneimittel können Kopfschmerzen bedingt durch einen Übergebrauch auslösen:
- Opioide, Butalbitalhaltige Kombinationsanalgetika und Paracetamol-Aspirin-Koffein-Kombinationen
- Triptane
- NSAIDs
Wie äußern sich Kopfschmerz- und Migräne-Symptome?
Kopfschmerzen können sich als dumpfes Spannungsgefühl im ganzen Kopf äußern. Sie können aber auch nur Teilbereiche wie Stirn, Schläfe oder Hinterkopf betreffen. In manchen Fällen ist auch nur eine Seite betroffen, es schmerzt nur links oder rechts oder hinter einem Auge. Manchmal schmerzt auch der Nacken, was auf eine sekundäre Kopfschmerzerkrankung hindeuten kann, verursacht etwa durch einen Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule. Jeder Kopfschmerz äußert sich anders – und das gibt dem Arzt wichtige Hinweise.
Symptome bei einem Kopfschmerz vom Spannungstyp:
Dumpfe, drückende Schmerzen, oft im Nacken beginnend und dann über den Kopf ausstrahlend und nur kurz (30 Minuten) oder auch länger (bis zu einer Woche) anhaltend. Manche Betroffene können grelles Licht oder Lärm dann schlecht tolerieren. Körperliche Aktivitäten wie Bewegung lindern bei vielen Patienten den Schmerz.
Ganz anders sehen die Symptome bei einer Migräne aus: Pulsierende Schmerzen in einer Kopfhälfte. (Der Name Migräne stammt übrigens aus dem Griechischen: „Hemikranie“ und bedeutet so viel wie „halbköpfig“). Häufig tritt der Schmerz morgens, direkt beim Aufwachen, auf. Betroffene sind überempfindlich gegen Licht, Geräusche oder sogar Gerüche. Zusätzlich treten Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen auf. Die Attacken treten anfallsartig auf und können bis zu mehreren Tagen anhalten. Körperliche Aktivitäten verschlimmern die Schmerzen.
Kopfschmerzen in der Schwangerschaft
Kopfschmerzen während der Schwangerschaft können viele verschiedene Auslöser haben. Meist sind diese jedoch äußerst harmlos. Mit der Schwangerschaft beginnt eine umfassende hormonelle Veränderung des weiblichen Körpers. Viele Schwangere leiden deshalb in den ersten Wochen unter Kopfschmerzen. Manchmal ist es auch der abrupte Verzicht auf Kaffee oder Nikotin, der den Kopfschmerz auslöst. Gut zu wissen, dass auch Schwangere durchaus zwei Tassen Kaffee pro Tag trinken dürfen.
Weitere Ursachen können sein:
- Verspannungen im Nacken und Schilterbereich
- Verstopfte Nase
- Ernährungsumstellung
- Flüssigkeitsmangel
- Bewegungsmangel
Wann muss ich bei Kopfschmerzen zum Arzt?
Wenn Sie häufig unter Kopfschmerzen leiden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen, um abzuklären, was dahintersteckt. Bei einer Reihe von Symptomen, die mit dem Kopfschmerz auftreten, müssen Sie unverzüglich einen Arzt aufsuchen oder den Notarzt verständigen:
- Stechende Kopfschmerzen von hoher Intensität, die schlagartig auftreten
- Steifer Nacken
- Fieber
- Epileptischer Anfall
- Schwindel und Bewusstseinsstörungen
- Sehstörungen
- Taubheit in den Extremitäten
Was können Sie selbst gegen Kopfschmerzen tun?
Je genauer der Kopfschmerz bestimmt werden kann, umso gezielter kann auch die Hilfe gegen die belastenden Schmerzen erfolgen. Nicht immer müssen es gleich Tabletten sein, die dem Schmerz den Garaus machen.
Gerade bei Kopfschmerzen vom Spannungstyp hilft eine ganze Reihe von einfachen Mitteln. Dazu gehören Hausmittel wie:
- Wärme: Nehmen Sie ein heißes Bad, um den Körper (und die Seele) in der Wärme zu entspannen. Vielleicht mit einem ätherischen Öl als Badezusatz, das die Durchblutung anregt.
- Kälte: Legen Sie einen kalten Waschlappen oder ein kaltes Gelkissen auf die Stirn oder reiben Sie die Schläfen mit Pfefferminzöl ein (Vorsicht: erst einmal ausprobieren, ob Ihre Haut das verträgt und keinesfalls in die Augen kommen lassen!).
- Wechselbäder: Machen Sie Kneipp’sche Güsse (tauchen Sie die Arme unter kaltes Wasser, bis Sie die Kälte richtig spüren. Dann gut abtrocknen. Das regt die Durchblutung an).
- Pflanzliche Mittel: Tees aus Mädesüß oder Weidenrinde wirken leicht schmerzlindernd. Vorsicht bei Allergikern: Beide Mittel enthalten Salicylate!
- Koffein: Eine starke Tasse Kaffee oder ein Espresso bringt den Blutdruck in die Höhe, das gilt v.a. dann, wenn Sie ansonsten kaum Kaffee trinken.
- Bewegung: Machen Sie einen Spaziergang an der frischen Luft.
Lockern Sie die Muskulatur im Kopf-Hals-Schulterbereich (z.B. durch Arme kreisen lassen).
Ruhe: Machen Sie eine bewusste Pause (z.B. eine Tasse Tee, ein paar Entspannungsübungen, ein paar Atemübungen), um Ihren Stresslevel zu senken.
Medikamente gegen Kopfschmerzen
Ibuprofen, ASS oder Paracetamol hat wohl jeder im Medikamentenschrank, um sich bei gelegentlichen Kopfschmerzen Linderung zu verschaffen. Mancher greift auch zu einem starken Medikament wie Diclofenac. Für alle diese Stoffe gilt: Diese Medikamente bekämpfen den Kopfschmerz, aber nicht seine Ursache.
Außerdem dürfen diese Medikamente nur selten (maximal zwei Tage hintereinander) wie möglich eingenommen werden. Tatsächlich ist inzwischen bekannt, dass eine häufige und regelmäßige Einnahme von Kopfschmerzmedikamenten sogar Kopfschmerzen auslösen kann.
Was hilft bei Migräne?
Im akuten Anfall
- sofort die ärztlich verordneten Schmerzmittel nehmen (häufig zusammen mit Mitteln gegen die Übelkeit)
- Ruhe und Schonung während des Anfalls (abgedunkeltes Zimmer, kein Lärm, keine lauten Geräusche)
Zur Vorbeugung
- Präventive, ärztlich verordnete Medikamente regelmäßig einnehmen
- Evtl. starken Kaffee, wenn sich ein Anfall ankündigt (erweitert die Blutgefäße)
- Pflanzliche Mittel als Vorbeugung (unter ärztlicher Aufsicht)
- Tees aus Gewürznelke, Ingwer oder Kamillenblüten (wenn die Übelkeit nicht zu stark ist)
- Ätherische Öle auf Stirn, Nacken etc. auftragen (wenn es vertragen wird)
- Warme Fußbäder
- Zur Vorbeugung können auch Akupunktur, Homöopathie oder progressive Muskelentspannungs-Techniken eingesetzt werden
Veröffentlicht am: 13.11.2024
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